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Zusatzinformationen Nassansaat

Erosionsschutz und Saatgutfixierung

Bei der Begrünung von Böschungen benutzt man überwiegend Nassansaaten, um mit deren Hilfe Saatgut, Dünger und Bodenhilfsstoffe in einem oder mehreren Arbeitsgängen auf die mehr oder weniger stark geneigten Oberflächen zu bringen. Dabei dient das ausgesprühte Wasser als Transportmittel für die auszubringenden Materialien.

Möglichkeiten und Grenzen beim Einsatz von Bodenfestigern


Damit die ausgebrachten Materialien nicht durch Regen abgespült bzw. durch Wind abgeweht werden, setzt man Bodenfestiger ein. Die Bodenfestiger haben die Aufgabe, Saatgut, Dünger und Bodenhilfsstoffe auf der Bodenoberfläche zu fixieren.
Aus der Palette der zur Verfügung stehenden Produkte seien hier die Bodenfestiger auf Polymer- und Algenbasis genannt.
Sehr wichtig ist bei der Verwendung von Bodenfestigern, dass eine Verklebeschicht aufgebaut wird, die voll wasserdurchlässig bleibt und biologisch abgebaut werden kann.

Die Bodenfestiger können in einem Arbeitsgang zusammen mit dem Saatgut und den übrigen Materialien ausgebracht werden. Bodenfestiger auf Polymerbasis können je nach Bodenart bis zu 15 mm tief in den Boden eindringen und erreichen so eine verbesserte Verbindung mit der Bodenoberfläche.

Der durch Bodenfestiger zu erreichende Erosionsschutz bewegt sich allerdings in klar umgrenzten Bereichen und darf nicht überschätzt werden. Generell gilt, dass mit Bodenfestigern fixierte Oberflächen nicht betreten oder befahren werden dürfen, da die Verklebeschicht derartigen Belastungen nicht standhält. Darüber hinaus muß ganz deutlich gesagt werden, dass durch den Einsatz von Bodenfestigern weder Rutschungen noch Setzungen verhindert werden können.

Bei Wolkenbrüchen, bei aus dem Hang austretendem Wasser und bei Oberflächenwasser, welches von oberhalb einer Böschung über die Hangoberfläche geleitet wird, können Bodenfestiger keinen Erosionsschutz bieten. Bodenfestiger können zwar Saatgut auf einer rauhen Bodenoberfläche fixieren aber nicht die Bodenoberfläche armieren. Die Wirkungsdauer von Bodenfestigern ist zeitlich begrenzt und abhängig von der gewählten Aufwandsmenge, dem Mikroklima und der Oberflächenstruktur des Bodens.

Verstärkung der Verklebewirkung durch Erosionsschutzfasern


In bestimmten Fällen ist es sinnvoll, die Klebewirkung von Bodenfestigern durch den Einsatz von Erosionsschutzfasern zu verstärken. Derartige Fasern sind z. B. aus Holz, Zellulose oder Baumwolle. Sie haben alle den Vorzug, dass sie biologisch abbaubar sind und der Verklebeschicht durch die Faserstrukturen eine gewisse Bewehrung verleihen. Darüber hinaus verbessern sie den Wasserhaushalt und schaffen eine bessere Ausbringungskonsistenz der Begrünungsmischung.

Saatgutfixierung auf glatten Oberflächenstrukturen


Bei der Fixierung von Saatgut im Rahmen von Nassansaaten spielt die Oberflächenstruktur des zu begrünenden Rohbodens eine wichtige Rolle. Je rauher eine Bodenoberfläche und je kantiger die Kornstruktur ist, desto besser haftet die anzuspritzende Begrünungsmischung. Glattgezogene, bindige Böschungsoberflächen bieten kaum Haftpunkte für eine effektive Verklebung und werden zudem bei trockenen und windigen Witterungsverhältnissen steinhart. Fällt dann auf eine bereits verklebte und steinhart gewordene Böschung Niederschlagswasser, läuft fast die gesamte Wassermenge mit hoher Erosionskraft (große Wassermenge mit hoher Ablaufgeschwindigkeit) oberflächlich ab und reißt auf der glatten Fläche die durch zu wenige Haftpunkte unzureichend fixierte Begrünungsmischung mit sich.

Bei Bodentypen, die zu glatten Oberflächenstrukturen neigen, muß bereits bei der Böschungsprofilierung darauf geachtet werden, dass eine rauhe Oberfläche entsteht. Auf keinen Fall sollten bindige Rohböden durch Profilierungsarbeiten glatt abgezogen werden.

Sollte dennoch eine glatte und steile Böschungsoberfläche zu begrünen sein, muß die Verlegung von Erosionsschutzmatten, aus Jute- oder Kokosgewebe, ins Auge gefaßt werden. Diese Erosionsschutzmatten weisen eine fischernetzartige Struktur auf mit einer Maschenweite von ca. 2 x 2 cm. Nach ihrer Verlegung und Verankerung mit Haltebügeln (Agraffen) schaffen die Matten mit ihren ca. 3 bis 5 mm dicken Fäden eine künstliche Aufrauhung der glatten Bodenoberfläche. Derartige Matten erfüllen folgende Aufgaben:

In der Vielzahl von Maschen (Felder von ca. 2 x 2 cm, ca. 1500 bis 2000 pro m²) kann das angespritzte Begrünungsmaterial festgehalten werden. Dabei verlangsamen die Gewebefäden die durch Wind verursachte Austrocknung der Bodenoberfläche und helfen mit, Niederschlagswasser effektiver in den Boden einsickern zu lassen. Die Folge ist ein deutlich verbesserter Erosionsschutz für Saatgut, Dünger und Bodenhilfsstoffe.

Durch hunderte von waagerecht verlaufenden Fäden mit einem Durchmesser von 3 bis 5 mm und einem Abstand von ca. 2 cm (pro Meter ca. 50 Fäden) wird oberflächlich ablaufendes Niederschlagswasser in seiner Ablaufgeschwindigkeit und damit in seiner Erosionskraft deutlich gebremst. Die Folge ist eine deutliche Verringerung der durch Niederschlagswasser hervorgerufenen Erosionen und eine Erhöhung der Wasseraufnahme durch den Boden.

Die biologisch abbaubaren Erosionsschutzmatten sind in der Lage, bestimmte Zugkräfte aufzunehmen und verringern damit die Gefahr von leichten Rutschungen. Da die Matten jedoch mit nur drei bis vier Verankerungsbügel pro m² bei einer Bügellänge von 15 bis 30 cm befestigt werden, ist klar, dass die Wirkung derartiger Matten auf dem Sektor der Rutschungsverhinderung stark begrenzt ist.

Wichtig! Durch Nassansaaten kann ein Böschungsbauwerk nicht vor Rutschungen, Setzungen, Dammbrüchen, austretendem Schichtenwasser und Erosionserscheinungen, die durch zugeleitetes Oberflächenwasser entstehen, geschützt werden.

Wässern von Nassansaaten

Nassansaaten werden in der Regel an mehr oder weniger steilen Böschungen ausgeführt. Diese Standorte weisen oft, bedingt durch die Steilheit des Geländes und die häufig anzutreffende Rohbodenstruktur einen ungünstigen Wasserhaushalt auf.

Zum Wasserhaushalt an Böschungen


Grobe Bodensubstrate (Kies, Sand, Geröll, Abraum, Mineralgemisch etc.) im Bereich von Straßenböschungen weisen aufgrund ihrer Kornzusammensetzung sehr geringe Wasserspeicherkapazitäten auf. Dabei sind Dammaufschüttungen im Gegensatz zu angeschnittenen gewachsenen Böschungen vom Grundwasser abgeschnitten.

Die hauptsächliche Wasserversorgung der Pflanzen an Böschungen wird aber in jedem Fall von der Niederschlagsmenge und, was noch viel wichtiger ist, von der Niederschlagsverteilung bestimmt. In Abhängigkeit von den Niederschlägen, der Temperatur- und Windentwicklung und dem Wasserverbrauch der Pflanzen (Evapotranspiration) kommt es auf einem Böschungsstandort zu starken Schwankungen in der Wasserversorgung. Verschärft wird der ungünstige Wasserhaushalt noch durch die Menge an oberflächlich ablaufendem Wasser, dass nicht in der Lage ist in den Boden einzudringen. Dieses Wasser geht den Pflanzen verloren und stellt zudem die Hauptgefahr bei der durch Wasser verursachten Erosion dar.

Durch die geneigte Fläche geht rein rechnerisch ein Teil der Niederschlagsmenge pro m² verloren, weil dieses Wasser nicht auf einer ebenen Fläche auftrifft, sondern sich auf einer größeren geneigten Fläche verteilt (vgl. Abbildung 1).

Bei einer häufig gewählten Böschungsneigung im Straßenbau von 1 : 2 werden somit aus angenommenen 600 mm Niederschlag pro m² in der ebenen Fläche nur noch 537 mm Niederschlag pro m² am Hang. Das entspricht einer Reduzierung um 10,5 %. Bei einer Böschungsneigung von 1 : 1,5 fallen nur noch 500 mm Niederschlag pro m² von angenommenen 600 mm. Das entspricht einer Reduzierung um 16,7 %. Es gilt der Grundsatz: "Je steiler die Böschung, desto weniger Niederschlagswasser erreicht die Oberfläche und um so mehr Niederschlagswasser läuft oberflächlich ab". Das verschlechtert die Wasserversorgung und erhöht die Erosionsgefahr.

Unterschreitet der Wassergehalt des Bodens einmal oder mehrmals den Permanenten Welkepunkt (gemeint ist damit die Mindestmenge an Wasser, die eine Pflanze benötigt, um noch nicht zu Welken), können die Pflanzen kurzfristig vertrocknen. Dies kann in der Praxis durchaus schon innerhalb kurzer Trockenphasen im April oder Mai geschehen wenn zum Beispiel ein Boden mit geringer Wasserspeicherkapazität (Kies, Sand) in den obersten Zentimetern austrocknet und die jungen Gräser gerade erst gekeimt und angewachsen sind. Dann reichen ihre Wurzeln nicht an die tiefer im Boden gelegenen Wasservorräte.

Gleiches gilt für die Keimphase von Saatgut kurz nach der Aussaat. Da das Saatgut bei einer Nassansaat oberflächlich plaziert und dort verklebt wird, ist der Samen in Bezug auf seine Quellung darauf angewiesen, durch Niederschlagswasser direkt durchfeuchtet zu werden oder auf einem permanent durchfeuchteten Boden zu liegen. Trocknet die Bodenoberfläche dagegen stunden- oder tageweise aus, bleibt der Ouell- und Keimprozeß stehen oder wird gar zurückgeführt. Im schlimmsten Fall kann ein gequollener Same absterben. Abhilfe schafft die richtige Wahl standortgerechter Pflanzen (Saatgutmischung), die Wahl eines günstigen Saattermins und die Schaffung einer Mulchschicht als mikroklimatischen Schutz.

Aus diesem Grund ist der Herbst in unseren Breiten die günstigste Saatperiode. Keimling und Jungpflanze sind in der Regel gut mit Feuchtigkeit versorgt und haben Zeit bis zum Beginn des Sommers ein tiefreichendes Wurzelwerk zu entwickeln. Wenn dann ab Juni die oberen Bodenschichten von Fall zu Fall austrocknen, hat die Pflanze bereits Kontakt zu tieferliegenden Wasservorräten. Sie ist somit sehr gut vor Austrocknungen geschützt.

Niederschlagsänderungsdiagramm
Niederschlags- und Flächenänderung einer Böschungsfläche in Abhängigkeit zum Neigungsverhältnis bezogen auf eine waagerechte Fläche (= 100 %).
Erfahrungsgemäß kann gesagt werden, dass mindestens 50 % des Erfolges einer Nassansaat davon abhängen, dass der Wasserhaushalt für die Pflanzen in ausreichendem Maße gesichert ist.


Aus der oben geschilderten Problematik ergibt sich die Frage, ob ein Wässern von Nassansaatflächen in der Praxis sinnvoll ist. Dazu folgende Anmerkungen:
  • Die DIN 18918 sagt zum Thema Wässern von Nassansaaten, dass das Wässern nach Art, Umfang und Zeitpunkt auf das Sicherungsziel und die Besonderheit des Standortes abzustimmen ist.
  • Das heißt, das die Zahl der Wässerungsschritte, die auszubringende Wassermenge und der jeweilige Zeitpunkt nicht vorab festgelegt werden kann, sondern als Bedarfsposition offengelassen werden muß. Daraus ergibt sich, dass in trockenen Sommern, bei austrocknungsgefährdeten Böden (sandiger Rohboden), bei Böden mit stark verdichteter Oberfläche (bindiger Rohboden) und bei windbelasteten Oberflächen (hohe Evapotranspiration) durchaus 15 bis 25 Wässerungsschritte á 10 - 20 l/m² eingeplant werden müssen. Diese Wässerungsgaben muß der Auftraggeber vergüten. Eine Fachfirma würde eine pauschale Bezahlung von begrenzten Wässerungsarbeiten (z. B. 5 Wässerungsschritte á 15 l/m²) generell ablehnen, weil diese im Zweifelsfall nicht ausreichen.
  • Die Kosten für das ausreichende Wässern von Nassansaaten liegen generell wesentlich höher als eine erneute Anssaat oder eine Nachsaat von Teilflächen.
  • Bewässerungen von Böschungen müssen aus arbeitstechnischen Gründen in der Regel tagsüber ausgeführt werden, also zu Zeiten großer Hitze. Die Bodentemperatur kann an solchen Tagen bis zu 65 °C betragen. Die jungen Pflanzen erleiden bei plötzlicher Abkühlung durch das Wässern einen Temperaturschock. Natürlicher Niederschlag führt dagegen zu einer Absenkung der Lufttemperatur. Gehölzansaaten reagieren hier noch viel empfindlicher als Grasansaaten.
  • Hat man einmal begonnen zu wässern, darf man aufgrund der einsetzenden Keimung die Bewässerung bei anhaltender Trockenheit solange nicht einstellen, bis die Pflanzen gut angewachsen sind. Das kann bei Gräsern bis zu 3 Monate und bei Gehölzen bis zu 6 Monate dauern. Um den Keimungs- und Anwuchsprozess nicht zu unterbrechen, müssen die Flächen mehrere Wochen (bei Grasansaat) und ein bis zwei Monate (bei Gehölzansaat) gut feucht gehalten werden.
  • Da ein guter Teil des Bewässerungswassers an Böschungen solange oberflächlich abläuft, bis eine Vegetationsschluß erreicht ist, muß eingeplant werden, das hier der Wasserverlust durch höhere Wassergaben ausgeglichen werden muß. Dies gilt gesonders für steile Böschungen mit einer bindigen Oberflächenstruktur, die im verhärteten Zustand kaum wasseraufnahmefähig ist.
  • Als Fazit aus diesen Gesichtspunkten ergibt sich, dass in der Praxis der Nassansaaten aus fachlichen und finanziellen Gründen keine Bewässerungen ausgeführt werden.
  • Optimal ist es, Grassaaten entweder im Frühjahr oder im Frühherbst auszuführen. Gehölzsaaten sollten nur im Herbst ausgeführt werden, was der natürlichen Aussaat entspricht. Hier reicht die Feuchtigkeit des Winterhalbjahres aus, um die Entwicklung der Keimlinge zu gewährleisten. Dennoch muß, wie in der Natur auch, mit hohen Verlusten durch Krankheiten, Mikroklimastress und Tierfrass (Vögel, Mäuse, etc.) gerechnet werden.

Auflaufzeiten von Nassansaaten

Bei Nassansaaten wird oft die Frage gestellt, wann das ausgebrachte Saatgut aufläuft bzw. wann der Auftraggeber mit dem Erreichen einer geschlossenen Vegetationsdecke rechnen kann. Dazu einige technische Informationen.

1. Saatgutwahl


Die Keimungsphase, also die Zeit, die ein Grassamen bei optimaler Befeuchtung und mindestens 8° C Bodentemperatur benötigt, um den jeweils ersten Halm bzw. die erste Wurzel zu entwickeln, ist je nach Grassaat sehr unterschiedlich. Dazu einige Beispiele:

Botanischer NameDeutsche BezeichnungKeimdauer
Agrostis capillarisRotes Straußgras18 bis 21 Tage
Festuca ovinaSchafschwingel10 bis 14 Tage
Festuca rubraRoter Schwingel10 bis 15 Tage
Lolium perenneWeidelgras05 bis 06 Tage
Poa pratensisWiesenschwingel21 bis 35 Tage

Man unterscheidet bei Grassamen zwischen Schnellkeimern (z.B. Lolium) und Langsamkeimern (z.B. Poa). Um die tatsächliche Keimdauer vorhersagen zu können, müssen den optimalen Keimzeiten (siehe oben) noch die Zeiten mit Bodentemperaturen unter 8° C sowie die Zeiten mit Trockenheit an der Bodenoberfläche hinzugerechnet werden. Da diese Zeiten bei der Aussaat nicht bekannt sind, ist man bei der Vorhersage der Keimdauer auf Erfahrungswerte angewiesen, die jedoch bei extremen Wetterlagen nicht mehr zutreffen.
Wenn man berücksichtigt, dass auf den meist als trocken einzustufenden Böschungen nur trockenheitsverträgliche Arten eine Chance haben und diese Arten überwiegend zu den langsam keimenden Arten gehören und wenn man bedenkt, wie oft an der Bodenoberfläche durch Sonne und Wind während der Vegetationsperiode eine kleinräumig extreme Trockenheit auftritt bzw. im Herbst und im Frühjahr die Bodentemperaturen unter 8° C sinken, erklärt sich, dass es bei Nassansaaten bis zu mehrere Monate dauern kann, bis es zu einer Keimung kommt.
In extrem heißen Sommern, wie sie immer wieder zu beobachten sind, kann es durchaus bis zu 6 Monate dauern, bis die Keimung abgeschlossen ist.

2. Der Einfluß des Mikroklimas auf die Keimdauer.


Die Wasserversorgung der auf Böschungen ausgebrachten Samen ist in starkem Maße abhängig von der Niederschlagsmenge und der jährlichen Niederschlagsverteilung. Je nach den Niederschlägen, der Temperaturentwicklung (bei südlicher Hanglage erreichen die Bodentemperaturen Werte von über 70°C, bei Schwankungen der Tagestemperatur von bis zu 45°C) und der Wasserverdunstung, verursacht durch Sonne und Wind, kommt es zu großen Schwankungen bei der Durchfeuchtung der Grassamen. Eine kontinuierliche Durchfeuchtung des Saatgutes ist aber Grundvoraussetzung für die Keimung und damit für die weitere Pflanzenentwicklung. Außerdem läuft aufgrund der Geländesteilheit ein großer Teil des Niederschlagwassers oberflächlich ab und geht damit für die Befeuchtung des Saatgutes verloren.

3. Der Einfluß der Bodenphysik auf die Keimdauer


Bei grobkörnigen Rohböden (z. B. Geröll, Schotter, Kies, Sand) ist die Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens sehr groß, die Wasserspeicherfähigkeit dagegen gering, so dass selbst bei starken Regenfällen kaum Wasser an der Bodenoberfläche verbleibt, um den Samen feucht zu halten. Bereits nach wenigen Stunden ist durch Sonneneinstrahlung und Windeinwirkung die Bodenoberfläche wieder trocken. Dabei hilft es den Samen auch nichts, wenn der Boden in tieferen Schichten feucht ist. Bereits das Wasser, was wenige Millimeter unter der Bodenoberfläche lagert , steht für eine Befeuchtung des Saatgutes nicht mehr zur Verfügung.
Bei feinkörnigen bis bindigen Rohbodenböschungen ist die Wasseraufnahmefähigkeit um so geringer, je ausgetrockneter die Bodenoberfläche ist und je höher die Niederschlagsmenge pro Zeiteinheit ist. Derartige Rohbodenoberflächen sind oft über lange Zeiträume verhärtet und durch Wind- und Sonneneinwirkung so ausgetrocknet, dass Keimlinge kaum mit ihren Wurzeln in den Rohboden eindringen können. Darüber hinaus hat man bei bindigen Böschungen mit glatter und steiler Oberfläche große Schwierigkeiten das Saatgut über einen längeren Zeitraum zu fixieren.
Eine der Voraussetzungen für einen Begrünungserfolg ist die langfristig wirksame Fixierung des Saatgut auf der zu begrünenden Bodenoberfläche mit geeigneten Mitteln.

4. Saatgutverklebung, Saatgutverankerung


Um ein Verbleiben des Saatgutes auf der Bodenoberfläche bis zum Auflaufen der Pflanzen zu sichern, benutzt man verschiedene Bodenkleber und Erosionsschutzfasern, mit denen die Samen auf der Oberfläche fixiert werden. Die Bodenkleber bewirken durch die erreichte Fixierung des Saatgutes ihrerseits eine Keimverzögerung, die je nach Aufwandsmenge bis zu zwei Wochen betragen kann.
In besonders schwierigen Fällen muß auch eine zusätzliche Verlegung von Erosionsschutzmatten (meist Jutegewebe) ins Auge gefaßt werden.
Lesen Sie dazu auch die Technische Information "Erosionsschutz und Saatgutfixierung".

5. Schlußfolgerungen


Diese Tatbestände führen zu folgenden Schlußfolgerungen:

Rohbodenböschungen sind in den meisten Fällen extrem trockene Standorte, was besonders für südliche und windexponierte Lagen gilt. Dort eingesetzte Saatgutmischungen müssen aus trockenresistenten Arten zusammengesetzt sein. Da trockenresistente Arten in der Regel auch Langsamkeimer sind, können sich bei längeren Trockenperioden im Anschluß an die Aussaat Auflaufzeiten von mehreren Monaten ergeben. Die möglicherweise langen Phasen zwischen Aussaat und Auflaufen der Saat erfordern einen hohen Aufwand an Erosionsschutz in Form von verschiedenen Klebern und Erosionsschutzfasern, z. T. verstärkt durch vorher verlegte Erosionsschutzmatten ( z. B. aus Jute mit einer Maschenweite von ca. 2 cm ), um die Anspritzmasse aus Saatgut, Düngern und Bodenverbesserungsstoffen auf den z.T. glatten Oberflächen zu halten.

Saattermine bei Nassansaaten

Bei der Begrünung von Böschungen benutzt man überwiegend Nassansaaten, um mit deren Hilfe Saatgut, Dünger und Bodenhilfsstoffe in einem oder mehreren Arbeitsgängen auf die mehr oder weniger stark geneigten Oberflächen zu bringen. Dabei dient das ausgesprühte Wasser als Transportmittel für die auszubringenden Materialien.

Die günstigsten Ausbringungszeiten für eine Nassansaat sind das Frühjahr und der Frühherbst. Durch Bauverzögerungen kann es jedoch dazu kommen, dass eine Nassansaat außerhalb der fachlich vertretbaren Aussaattermine durchgeführt werden muß.

Möglichkeiten und Grenzen beim Einsatz von Spät- und Frühsaaten


Die DIN 18917 sagt dazu folgendes:

Günstige Auflaufbedingungen herrschen bei Bodentemperaturen oberhalb 8°C und ausreichender Bodenfeuchte. Diese Bedingungen sind in der Regel von Mitte April bis Mitte Juni und von Anfang August bis Ende September gegeben. Bei Früh- oder Spätsaaten ergeben sich in der Regel unerwünschte Verschiebungen in der Rasenzusammensetzung zugunsten von Gräserarten mit geringer Keimtemperatur.


Weicht man bei einer Nassansaat deutlich von diesen optimalen Aussaatterminen ab, müssen folgende Punkte beachtet werden:

Veränderung der Saatgutzusammensetzung


Bei Saatterminen, die in potentielle Frostperioden fallen, muß darauf geachtet werden, dass die verwendeten Grasarten nicht kurzfristig auflaufen und dann als Keimling erfrieren. Ein Teil der verwendeten Grasarten müssen frostverträglich sein.

Bei Saatterminen, die kurz vor langanhaltenden Trockenperioden liegen, muß die Saatgutzusammensetzung so gewählt werden, dass ein Teil der Grasarten langsam keimt bzw. trockenheitsverträglich ist.

Erhöhung des Erosionsschutzes durch Bodenfestiger und Fasern


Wenn der Saattermin ungünstig fällt, ist mit einer deutlich verlängerten Auflaufzeit zu rechnen. Durch diese verlängerte Auflaufzeit muß der an sich zeitlich begrenzte Erosionsschutz durch Erhöhung der Aufwandsmengen verbessert werden. Dabei kann sowohl der Anteil an Bodenfestigern als auch die Aufwandsmenge an Erosionsschutzfasern angehoben werden.

Da Bodenfestiger biologisch abbaubar sein müssen, ist ihre Wirkungsdauer zeitlich begrenzt und abhängig von der gewählten Aufwandsmenge, dem Mikroklima und der Oberflächenstruktur des Bodens.

Risiken bei Aussaaten außerhalb geeigneter Saattermine


Risiken bei Spätsaaten

Bei Nassansaaten kurz vor oder während der Winterperiode muß daran gedacht werden, dass eine Aussaat auf gefrorenem Boden sehr problematisch ist. Es kommt zu keiner Verzahnung zwischen Bodenoberfläche und Anspritzmischung. Wenn dann der Boden oberflächlich auftaut, wird die verklebte Schicht durch Frostsprengung zerstört und kann bei Regen oder nach der Schneeschmelze abgespült werden. Läuft die Saat bei milder Witterung noch geringfügig auf, können die empfindlichen Keimlinge rasch erfrieren, zumal wenn eine schützende Schneedecke fehlt.


Risiken bei Sommersaaten

Bei Nassansaaten kurz vor oder während längerer Trockenperioden muß ebenfalls mit längeren Auflaufzeiten gerechnet werden. Das ausgebrachte Saatgut kann bei geringen oder fehlenden Niederschlägen mehrere Monate auf der Böschung ruhen, ohne zu keimen. Auflaufendes Saatgut dagegen ist im Stadium des Keimlings und der Jungpflanze bei plötzlich einsetzender Trockenheit kaum in der Lage zu überleben.

Hier muß zum einen darauf geachtet werden, dass die Saatgutmischung aus unterschiedlich schnell bzw. langsam keimenden Arten besteht und zum anderen die Aufwandsmenge an Bodenfestiger und Erosionsschutzfasern so erhöht werden, dass die Wirksamkeit über den langen Zeitraum hin gewährleistet ist.

In jedem Fall muß der Auftraggeber von diesen jeweils erhöhten Risiken in Kenntnis gesetzt werden und die Rezepturveränderung akzeptieren, soweit diese nicht bereits im LV berücksichtigt ist.

Soll besonders bei beginnender Frostperiode eine Aussaat erfolgen, muß der Auftraggeber das Risiko tragen.


Wichtig!


Durch Nassansaaten kann ein Böschungsbauwerk nicht vor Rutschungen, Setzungen, Dammbrüchen, austretendem Schichtenwasser und Erosionserscheinungen, die durch zugeleitetes Oberflächenwasser entstehen, geschützt werden.

Keimdauer für Gräser

Tabelle der Keimdauer der wichtigsten Rasengräser

Tabelle der Keimdauer der wichtigsten Rasengräser


GrasartOptimaler pH-WertStickstoffKeimdauer nach Tagen
(Bodentemp. mind. + 8º C)
Agrostis capillaris (tenuis)6,5hoch18 - 21
Agrostis stolonifera5 - 6,5mittel15 - 18
Cynosurus cristatus4 - 5mittel18 - 20
Deschampsia flexuosa4 - 5gering18 - 21
Festuca ovina4 - 5gering10 - 14
Festuca rubra5,5mittel10 - 15
Lolium perenne6hoch05 - 06
Phleum nodosum/pratense6mittel08 - 10
Poa annua5hoch15 - 20
Poa pratensis6,5hoch21 - 35
Poa trivialis5,5hoch24 - 30
Poa nemoralis6,5hoch28 - 40



 
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Aktualisiert: 31.03.2018